Hybrides Projektmanagement

Micha Lienhardt • Dez. 02, 2020

Hybrides Projektmanagement

Laut Duden.de (Duden 2021b) wird der Begriff ‹hybrid› als «eine Mischung, ein Gebilde aus zwei oder mehreren Komponenten» definiert. Wenn im Projektmanagement von hybriden Modellen gesprochen wird, ist entweder die Kombination von zwei oder mehr Projektmanagement-Methoden gemeint oder die situationsabhängige Auswahl und der Einsatz einzelner Elemente bzw. Methoden durch den Projektleiter in einem Projekt.

Aber wann macht den ein hybrides Projektmanagementmodell Sinn?


Hybride Projektmanagementmethoden sind bei komplexen ICT-Projekten sinnvoll und kommen vermehrt zum Einsatz, wo nebst der Software Entwicklung auch Anpassungen im Bereich der Infrastruktur und der Unternehmensorganisation vorgenommen werden soll. Hybrides Projektmanagement ist die Königsdisziplin, da hier die Projektleitung die eingesetzten Methoden klassisch wie auch agil verstehen und beherrschen muss.


Spätestens mit der siebten Edition von PMI, welche im August 2021 veröffentlicht wurde, hat sich PMI von den Prozessen und Wissensgebieten verabschiedet und beinhaltet neu 12 Leitprinzipien, die stark na die 12 Prinzipien des agilen Manifests erinnern. Mit dieser radikalen Änderung soll der Glaubenskrieg beendet werden und der Ansatz zur Anwendung kommen, welcher am erfolgversprechendsten ist. In IPMA werden hybride Ansätze unterstützt, wobei sich diese aus den jeweiligen Kompetenzbereichen zusammensetzen. In komplexen ICT-Projekten zerlegt die Projektleitung den Projektauftrag auch in begrenzte, unkomplizierte Arbeitsaufträge (sog. Drill-Down), um die Komplexität zu reduzieren. Dies ähnelt dem Product Backlog im Scrum-Konzept. Der Projektleiter agiert in IPMA und PMI agil und prüft situativ, welche Lösung für die Zielerreichung am erfolgversprechendsten ist, bevor er diese anwendet.


HERMES unterstützt ebenfalls ein agiles Projektmanagement für die Entwicklung von Produkten und Systemen, wobei hier auf die Scrum-Methodik zurückgegriffen wird. Das Zusammenspiel erfolgt so, dass Scrum innerhalb der Softwareentwicklung und HERMES-spezifisch angewendet wird. HERMES-spezifisch bedeutet hier, dass ein eindeutiger Start und ein eindeutiges Ende definiert werden. In HERMES kann die Rolle des Product Owner durch den Business-Analysten, den Projektleiter des Anwenders, die Anwendungsverantwortlichen oder den IT-Architekten übernommen werden. 

Vor dem Beginn der Softwareentwicklung muss ein Entscheid über die Systemarchitektur getroffen werden. Die sonstigen Abläufe und Events gleichen denen in Scrum. Das Scrum-Team in HERMES wird ebenfalls durch den Product Owner respektive das Product Backlog und nicht durch den Projektleiter gesteuert. Alle anderen Gruppen, die ausserhalb des Entwicklungsbereichs tätig sind, werden von der Projektleitung beauftragt und koordiniert. Die nachfolgende Abbildung zeigt eine hybride Form, die auf HERMES und Scrum basiert:

Im offiziellen Scrum-Konzept werden hingegen keine Anpassungen oder hybriden Formen zugelassen, da es sich aus Sicht der Erfinder dann nicht mehr um Scrum handeln würde (Schwaber und Sutherland 2020). 


Die Akzeptanz von hybriden PM-Methoden, die bereits heute eingesetzt werden, ist in den Bundesbetrieben hoch. Die Projektleitung sollte die Entscheidung bezüglich der anzuwendenden Methodik situativ treffen, sofern diese innerhalb der Unternehmensorganisation die Kompetenz dazu hat. In vergangenen Vorhaben konnten wir hybride Projektmanagement-Methoden, in denen HERMES und Scrum kombiniert wurden, bereits erfolgreich anwenden. 


Agile wie klassische Methoden haben eindeutig ihre Vor- und Nachteile. Eine Kombination von beiden Ansätzen ist daher aus unserer Sicht am erfolgversprechendsten. Die Bundesbetriebe haben aktuell keine andere Möglichkeit, als ein hybrides Modell zu wählen, da HERMES als Standard vorgegeben ist. Von den hier erwähnten PM-Methoden bietet PMI wie auch IMPA aus meiner Sicht die besten Ansätze, weil der Projektleiter mit seinen Fähigkeiten (Kompetenzen) situativ für das Projekt entscheiden kann, welche Vorgehensweise am erfolgversprechendsten ist. Letztendlich ist dies das Hauptziel, dass alle Projekte verfolgen (sollten). 

Teilen

von Micha Lienhardt 01 Jan., 2023
Erfüllt Ihre Organisation die technologischen Voraussetzungen für die Durchführung von agilen Projekten? In diesem Beitrag werden die Voraussetzungen erläutert.
von Micha Lienhardt 27 Dez., 2022
Mit der zunehmenden Digitalisierung hat die Bedeutung der IT-Forensik in den letzten zwanzig Jahren zugenommen. Um Spuren zu sichern, analysieren und auszuwerten ist eine strukturierte, korrekte Vorgehensweise Pflicht, damit allfällige Beweise vor Gericht anerkannt und in Rechtsverfahren verwendet werden können.
von Micha Lienhardt 26 Dez., 2022
Wussten Sie, dass 81 % der gestarteten Projekte scheitern? In diesem Beitrag werden die Ursachen für das Scheitern der Projekte erläutert. Werden diese Punkte beachtet, steigen die Chancen für ein erfolgreiches Management des Projekts.
Weitere Beiträge...
Share by: